Der Förder-Dschungel 2026: Wo dir der Staat beim Hausbau wirklich noch unter die Arme greift (und wo nicht)
Ich schaue auf den Kalender und sehe: Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Weihnachten steht vor der Tür. Und was gibt es Schöneres als Geschenke? Richtig: Geschenke, für die man nichts tun muss. Oder zumindest fast nichts.
Wenn ich mit Bauherren spreche, kommt früher oder später immer dieser Satz: „Alex, gibt es nicht noch dieses Baukindergeld? Oder irgendwas von der KfW? Ich will nix verschenken!“
Die gute Nachricht: Ja, der Staat gibt immer noch Geld dazu.
Die schlechte Nachricht: Die Zeiten, in denen man einfach einen Antrag ausfüllt und 12.000 Euro cash aufs Konto bekommt (Ruhe in Frieden, altes Baukindergeld), sind weitgehend vorbei.
Heute werfen wir mal einen Blick in den Förder-Dschungel der KfW und BAFA. Ich hole die Machete raus und schlage uns eine Schneise, damit ihr wisst, was Sache ist.
Der Wandel: Von „Bargeld“ zu „Zins-Rabatt“
Das ist das Wichtigste, was ihr verstehen müsst. Die Förderlandschaft hat sich komplett gedreht.
Früher gab es oft Tilgungszuschüsse (Geld, das man nicht zurückzahlen muss).
Heute läuft fast alles über zinsverbilligte Kredite.
Das klingt erstmal weniger sexy. „Toll Alex, ich darf mir Geld leihen, wow.“
Aber Moment! Wenn der Marktzins bei 3,5 % oder 4 % liegt, und die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) gibt dir 100.000 Euro für 1 % oder 1,5 % Zinsen – dann ist das über die Laufzeit gerechnet eine Ersparnis von zehntausenden Euro! Das ist echtes Geld, nur eben „indirekt“.
Der Klassiker: Klimafreundlicher Neubau (KFN)
Wenn ihr heute neu baut, kommt ihr an diesem Begriff nicht vorbei.
Die KfW-Programme 297/298 sind die neuen Stars. Aber es gibt einen Haken, und der heißt QNG (Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude).
Um an die wirklich günstigen Zinsen zu kommen, reicht es nicht mehr, nur gut zu dämmen (das war früher das Effizienzhaus 40 oder 55). Nein, heute muss das Haus auch ökologisch nachhaltig sein. Das bedeutet:
- Wenig CO2 im Bau (Holz statt Beton hilft).
- Schadstofffreie Materialien.
- Eine Zertifizierung durch einen Auditor.
Das kostet Nerven und den Auditor muss man auch bezahlen. Aber: Wer das Siegel hat, kann sich oft bis zu 150.000 Euro pro Wohneinheit zu extrem niedrigen Zinsen sichern.
Mein Tipp: Rechnet das mit spitzem Bleistift durch! Manchmal sind die Mehrkosten für das Öko-Siegel höher als die Zinsersparnis. Lasst euch da nicht blenden.
„Wohneigentum für Familien“ (WEF) – Der Hoffnungsträger mit Haken
Das Programm 300 soll Familien mit kleinen Einkommen ins Eigenheim helfen.
Die Zinsen sind hier traumhaft niedrig. Wir reden teils von unter 1 %!
Das Problem? Die Einkommensgrenzen.
Als das Programm startete, waren die Grenzen so niedrig, dass man sich in München oder Hamburg davon vielleicht eine Garage kaufen konnte, aber kein Haus.
Die Grenzen wurden zwar etwas angehoben (checkt unbedingt die aktuellen Tabellen der KfW, das ändert sich gefühlt quartalsweise!), aber es bleibt dabei: Wer genug verdient, um sich heute ein Haus zu leisten, fällt oft aus der Förderung raus. Wer wenig genug verdient für die Förderung, kriegt oft keinen Kredit von der Bank für den Restbetrag.
Ein Teufelskreis. Aber prüft es! Wenn ihr reinpasst: Jackpot.
Der Geheimtipp: Die Landesbanken
Alle starren immer auf die KfW in Frankfurt. Dabei liegt das Gute oft so nah.
Fast jedes Bundesland hat eigene Förderbanken.
- In Bayern die BayernLabo.
- In Baden-Württemberg die L-Bank.
- In NRW die NRW.Bank.
Und wisst ihr was? Die haben oft Programme, die speziell für Familien sind („Junges Wohnen“ etc.), die deutlich unkomplizierter sind als der KfW-Kram. Da gibt es teils noch echte Zuschüsse für jedes Kind oder Zinsbindungen über 30 Jahre.
Googelt mal „[Euer Bundesland] + Wohnraumförderung“. Ihr werdet staunen.
Der Kardinalfehler (Bitte nicht machen!)
Wenn ihr nur eine Sache aus diesem Artikel mitnehmt, dann bitte diese:
Stellt den Antrag IMMER bevor ihr loslegt!
„Loslegen“ heißt hier oft schon: Unterschrift unter den Bauvertrag oder Kaufvertrag.
Wer erst unterschreibt und dann zur Bank rennt und sagt „Ach übrigens, ich hätte gerne noch die KfW-Mittel“, der guckt in die Röhre.
Das ist deutsche Bürokratie in Reinform. Der Antrag muss genehmigt (oder zumindest eingereicht) sein, bevor die Tinte auf dem Kaufvertrag trocken ist. Es gibt Ausnahmen, aber verlasst euch nicht drauf.
Mitnehmen, aber nicht drauf verlassen
Förderungen sind die Sahne auf der Torte. Aber sie sind nicht der Boden.
Baut eure Finanzierung so auf, dass sie auch ohne Förderung wackelfrei steht. Fördertöpfe können leer sein (das haben wir in den letzten Jahren oft genug erlebt, dass Programme über Nacht gestoppt wurden).
Plant solide. Und wenn die Förderung klappt: Freut euch über den Bonus und kauft euch von der Ersparnis eine schönere Küche.
In diesem Sinne, lasst euch nicht im Dschungel fressen!