Ich kenne das. Du sitzt in diesem sterilen Büro, hast deinen besten Anzug an, deine Zahlen poliert – und dann wirst du abgewiesen wie ein Schuljunge, der seine Hausaufgaben vergessen hat. Das ist frustrierend. Es macht wütend.
Aber wisst ihr was? Das „Nein“ der Hausbank ist oft gar kein Urteil über dein Business. Es ist oft nur ein Zeichen dafür, dass deine Bank nicht mehr in die heutige Zeit passt.
Die klassische Bankenwelt tickt langsam. Die haben Richtlinien, die „Basel III“ oder „Basel IV“ heißen und die ihnen die Hände binden. Wenn du nicht ins Schema F passt, bist du raus. Punkt. Egal wie genial deine Idee ist.
Aber wir leben nicht mehr in 1990. Es gibt da draußen eine ganze Welt an Finanzierungs-Alternativen, die schneller, flexibler und oft viel unkomplizierter sind. Und genau die schauen wir uns heute an.
Alternative 1: Die FinTechs – Kredit per Algorithmus
Das Wort „FinTech“ klingt immer so nach Silicon Valley und Hipstern, aber im Grunde sind das einfach Finanzdienstleister, die Technologie nutzen, statt Aktenordner zu wälzen.
Der riesige Unterschied zur Hausbank: Geschwindigkeit und Daten.
Während dein Bankberater Wochen braucht, um deine Bilanz von vorletztem Jahr zu prüfen, docken sich viele Online-Kreditgeber (mit deiner Erlaubnis natürlich) direkt an dein Geschäftskonto an. Ein Algorithmus liest deinen Cashflow aus: Was kommt rein? Was geht raus? Wie stabil ist das Ganze?
- Der Vorteil: Du bekommst oft innerhalb von 24 oder 48 Stunden eine Zusage. Kein Witz. Ich hab schon erlebt, dass das Geld am nächsten Tag auf dem Konto war.
- Der Nachteil: Es ist meistens etwas teurer als der klassische Bankkredit. Aber mal ehrlich: Was ist teurer? 6% Zinsen zahlen oder den Umsatz gar nicht machen, weil man kein Geld für Ware hat?
Für kurzfristige Spitzen – etwa um eine Marketingkampagne vorzufinanzieren oder Ware einzukaufen – sind diese Anbieter Gold wert.
Alternative 2: Finetrading (Die Einkaufsfinanzierung)
Das ist mein persönlicher Favorit für Händler. Wir haben das Thema beim letzten Mal schon kurz angerissen, aber es ist so wichtig, dass ich hier tiefer rein muss.
Beim Finetrading leihst du dir streng genommen gar kein Geld. Es funktioniert so:
Du bestellst Ware bei deinem Lieferanten. Aber die Rechnung geht nicht an dich, sondern an den Finetrader. Der bezahlt deinen Lieferanten sofort (oft sogar mit Skonto!).
Der Finetrader verkauft die Ware dann an dich weiter, aber räumt dir ein Zahlungsziel von z.B. 120 Tagen ein.
Das Geniale daran:
- Es schont die Kreditlinie: Da es technisch gesehen ein Handelskredit ist und kein Bankdarlehen, taucht es oft gar nicht so prominent in der Bankauskunft auf wie ein Kredit. Deine Bonität bei der Hausbank bleibt unberührt.
- Skonto-Effekt: Da der Finetrader sofort zahlt, kannst du oft 3% Skonto beim Lieferanten rausholen. Die Gebühren für den Finetrader liegen oft in einem ähnlichen Bereich. Im besten Fall ist die Finanzierung also fast kostenneutral.
Wenn deine Bank „Nein“ sagt, weil ihr deine Sicherheiten nicht reichen, ist Finetrading oft die Lösung, weil hier die Ware selbst und die Bonität (Warenkreditversicherung) im Fokus stehen.
Alternative 3: Crowdlending – Die Masse macht’s
Crowdfunding kennt jeder von Kickstarter. Man gibt Geld und kriegt ein T-Shirt.
Crowdlending ist anders. Hier geben viele Privatleute oder institutionelle Anleger Geld, damit du Zinsen zahlst.
Es gibt Plattformen, die vermitteln Kredite von „Mensch zu Mittelstand“. Das Schöne daran ist, dass du hier dein Projekt verkaufen kannst. Du reichst nicht nur trockene Zahlen ein, sondern beschreibst, was du vorhast: „Wir wollen eine neue Maschine kaufen, um die Produktion zu verdoppeln“.
Wenn die Anleger („die Crowd“) deine Story gut finden und an dein Business glauben, kommt das Geld zusammen. Auch dann, wenn die Hausbank wegen irgendeiner formalen Kennzahl abgewunken hat. Es ist allerdings etwas aufwendiger, weil du dein Projekt gut präsentieren musst.
Ein ehrliches Wort zu den Kosten
Wir müssen Tacheles reden. Diese Alternativen sind meistens teurer als der klassische KfW-Förderkredit bei der Sparkasse.
Bei der Hausbank zahlst du vielleicht 3 bis 5 Prozent (je nach Marktlage). Bei FinTechs oder im Crowdlending können es auch mal 8, 10 oder mehr Prozent sein.
Aber hier ist der Denkfehler, den viele machen: Vergleicht nicht den Zinssatz, sondern die Opportunitätskosten.
Wenn du einen Auftrag über 100.000 Euro hast mit 20.000 Euro Gewinn, und du brauchst dafür 50.000 Euro Material…
Dann ist es völlig egal, ob der Kredit 500 Euro oder 1.000 Euro Zinsen kostet. Hauptsache, du kannst den Auftrag annehmen!
Die teuerste Finanzierung ist die, die man nicht bekommt.
Mein Tipp an euch:
Lasst euch vom „Nein“ nicht entmutigen. Seht es als Arschtritt, euch moderner aufzustellen. Pflegt eure BWA, aber schaut euch aktiv im Netz um. Es gibt Anbieter, die warten nur auf Unternehmer wie euch.