Als die Zinsen plötzlich explodierten – mein schwierigster Moment als Kreditnehmer

Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Tag.
Es war ein Donnerstagmorgen, ich saß mit meinem Kaffee vor dem Laptop und scrollte durch die Nachrichten.
„EZB hebt Leitzins erneut an.“
Ich las es dreimal, aber es fühlte sich jedes Mal schlimmer an.
In den Monaten davor hatte ich noch mit Freunden über „niedrige Zinsen für immer“ gescherzt. Und dann – zack – war alles anders.


Die Stille vor dem Sturm

Damals stand bei mir die Anschlussfinanzierung an. Noch ein halbes Jahr Zeit. Ich dachte, ich könnte das entspannt angehen.
Doch plötzlich stieg der Zins von 1,3 % auf über 3 %. Und das war erst der Anfang.

Ich erinnere mich, wie ich abends mit dem Taschenrechner da saß, die neue Rate durchrechnete – wieder und wieder.
Was vorher 1.100 € im Monat waren, wurde plötzlich 1.600 €.
500 € mehr. Jeden Monat.
Das war nicht nur eine Zahl – das war ein verdammt reales Gefühl in der Magengrube.


Zwischen Panik und Pragmatismus

Ich hatte zwei Optionen: abwarten oder handeln.
Abwarten hätte bedeutet, dass die Zinsen weiter steigen könnten.
Handeln hieß: sofort festzurren, obwohl die Konditionen schon deutlich schlechter waren als ein Jahr zuvor.
Ich entschied mich für das Handeln. Nicht, weil ich sicher war – sondern, weil ich keine schlaflosen Nächte mehr wollte.
Ich sprach mit drei Banken, zwei Vermittlern und am Ende sogar mit meiner alten Hausbank, die ich eigentlich schon abgehakt hatte.
Und dann kam dieses Angebot, das zumindest okay war – nicht perfekt, aber sicher.


Was ich in dieser Zeit gelernt habe

  1. Zinswenden passieren nicht über Nacht – aber sie treffen dich plötzlich.
    Wenn du denkst, du hast Zeit, bist du meistens schon zu spät.
  2. Sicherheit ist manchmal mehr wert als ein paar Zehntel Prozentpunkte.
    Der günstigste Zins bringt dir nichts, wenn du bei jeder Schlagzeile nervös wirst.
  3. Emotionen gehören zur Finanzierung dazu.
    Das ist kein reines Zahlenspiel. Es ist ein Stück Lebensplanung, Hoffnung, Risiko und Mut.

Heute – mit etwas Abstand

Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke, bin ich fast dankbar dafür.
Ich habe gelernt, wie schnell sich Märkte drehen können.
Ich habe gesehen, dass man nicht immer den perfekten Moment erwischt.
Und ich habe gespürt, dass man manchmal einfach Entscheidungen treffen muss – ohne 100-prozentige Sicherheit.
Die Zinswende hat mich ein bisschen Geld gekostet, aber viel Erfahrung gebracht.
Und vielleicht war genau das der Preis, den ich zahlen musste, um das Spiel wirklich zu verstehen.


Alex
(Der Typ, der gelernt hat, dass man an der Börse verlieren kann – aber auch bei der Baufinanzierung, wenn man zu lange zögert.

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