Warum deine Bank dich beim Immobilienkredit nicht wirklich berät (und was ich daraus gelernt habe)

Ich sag’s gleich mal vorneweg: Wenn du denkst, deine Bank will das Beste für dich – dann hast du recht.
Nur leider meint sie dabei nicht dich, sondern sich selbst.
Ich hab das auf die harte Tour gelernt. Und ja, es war teuer.


Die nette Beraterin, die alles „nur zu meinem Vorteil“ wollte

Als ich meinen ersten Immobilienkredit aufnahm, saß mir eine sympathische Dame gegenüber.
Lächeln, Kaffee, Kugelschreiber mit Logo.
„Wir finden bestimmt die perfekte Finanzierung für Sie, Herr Bosse.“
Klang gut. Ich war jung, motiviert und hatte null Ahnung.

Sie präsentierte mir drei Varianten:

  • Eine zu teuer,
  • eine absurd teuer,
  • und eine, die „genau zu mir passt“.

Natürlich nahm ich die, die „genau zu mir passte“.

Dumm nur: Alle drei Varianten waren für die Bank gleich profitabel.


Der Moment der Erkenntnis

Ein paar Jahre später hab ich den Vertrag mal von einem unabhängigen Finanzberater prüfen lassen.
Er blätterte durch die Unterlagen, schnaubte und sagte nur:
„Na, die haben Ihnen aber das Premium-Paket gegeben.“
Premium, dachte ich – das klingt doch gut.
Bis er mir erklärte, dass mein „Premium“ bedeutete: 0,4 % mehr Zins als marktüblich, Null Sondertilgungen und Gebühren, die ich nicht mal verstanden hab.Ich
hab’s ausgerechnet: Über die Laufzeit waren das mehr als 20.000 € Unterschied.
Also quasi ein halbes Bad mit Marmorfliesen – nur ohne das Bad.


Warum Banken das machen

Ganz einfach: Sie müssen.
Bankberater*innen sind keine neutralen Finanzcoaches, sie verkaufen Produkte.
Und diese Produkte haben Margen, Zielvorgaben, Boni.
Wenn sie dir also sagen, was „gut für dich“ ist, meinen sie oft: „gut für unsere Quartalszahlen“.
Ich mach ihnen keinen Vorwurf – das System ist halt so. Aber man sollte’s wissen.


Wie ich’s heute mache

Ich geh nie mehr direkt zu einer einzelnen Bank.
Ich hole mir über Vermittler oder Vergleichsportale Angebote von mehreren Banken.
Und ich verhandle. Ja, man darf mit Banken verhandeln!

Ich sag dann sowas wie:
„Ihre Konkurrenz bietet 3,2 % – können Sie das schlagen?“
Und plötzlich geht’s.

Außerdem achte ich heute auf Dinge, die früher wie Fremdwörter klangen:

  • Sondertilgungsrecht
  • Tilgungsanpassung
  • Effektiver Jahreszins (nicht nur Sollzins!)

Kleines Detail, große Wirkung.


Bankberatung ist keine Beratung – es ist Verkauf mit freundlichem Lächeln.
Wenn du das weißt, kannst du’s zu deinem Vorteil nutzen.
Ich sag’s mal so: Früher war ich Kunde.
Heute bin ich Verhandlungspartner.

Und das fühlt sich verdammt gut an.


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