Was ich beim Renovieren über Geduld gelernt habe

11. Dezember 2025 | Immobilien-Ratgeber

Ich dachte, ich bin ein geduldiger Mensch.
Ich war es – bis ich angefangen habe zu renovieren.
Nichts, wirklich gar nichts, stellt deine innere Ruhe so auf die Probe wie der Satz:
„Das machen wir schnell am Wochenende.“


Der Anfang vom Wahnsinn

Es begann harmlos.
Ich wollte nur „ein bisschen streichen“.
Drei Räume, ein paar Wände, easy.

Am Freitagabend stand ich also mit Farbeimer, Abdeckfolie und einem ungesunden Selbstvertrauen im Wohnzimmer.
Am Sonntagabend stand ich dort wieder – nur dass das Wohnzimmer aussah, als hätte ein Farbsturm getobt.
Die Wände ungleichmäßig, das Tape wellig, die Rolle im Eimer ertrunken.

Ich schwöre, die Farbe hat mich ausgelacht.


Geduld, Version 1: Wenn alles länger dauert

Beim Renovieren gibt’s keine Zeit. Es gibt nur Schätzungen – und die sind immer falsch.
„Eine Stunde für die Decke“? Drei.
„Der Boden ist schnell verlegt“? Zwei Tage, drei Rückenschmerzen, vier Flüche.

Ich habe gelernt, dass Geduld nicht heißt, ruhig zu bleiben.
Geduld heißt, den zehnten Versuch zu starten, obwohl du beim neunten schon aufgeben wolltest.


Geduld, Version 2: Wenn du anderen beim Arbeiten zuschaust

Ich hab irgendwann Handwerker geholt.
Das war die nächste Geduldsprobe.
Da stehst du da, schaust zu, wie jemand etwas in zwei Stunden erledigt, wofür du drei Tage gebraucht hast.
Du willst dankbar sein, aber innerlich frisst es dich an, dass es bei dir nicht so aussieht.Ich hab mi
r irgendwann gesagt: „Alex, du bist kein Maler, kein Fliesenleger, kein Elektriker. Du bist einfach jemand mit einem Pinsel und zu viel Ehrgeiz.“
Und das war okay.


Geduld, Version 3: Wenn das Ergebnis endlich da ist

Irgendwann kam der Moment, an dem alles fertig war.
Neue Böden, frische Farbe, neue Küche.
Ich stand mitten im Raum, roch den Lack und hörte dieses leise Knacken der neuen Dielen.
Und ich dachte: Wow, das war’s wert.

Plötzlich war da dieser Stolz, den man nicht kaufen kann.
Der Stolz, etwas mit den eigenen Händen geschafft zu haben – auch wenn es länger, chaotischer und schiefer wurde als geplant.


Renovieren ist kein Projekt. Es ist eine Charakterprüfung.
Du lernst, mit Frust umzugehen, Fehler zu akzeptieren – und über dich selbst zu lachen.
Ich hab beim Renovieren gelernt, dass Geduld kein Zustand ist, sondern ein Muskel.
Und meiner? Hat inzwischen ziemlich Muskelkater.

Alex
(Der Typ, der gelernt hat, dass Perfektion überschätzt ist – und eine schiefe Sockelleiste auch einfach Persönlichkeit hat.)