Als ich damals meine erste Immobilie finanziert habe, war ich jung, motiviert – und, naja, auch ein bisschen naiv. Ich dachte, eine Hypothek ist eine Hypothek. Geld leihen, zurückzahlen, fertig. Dass hinter dem Begriff „Immobilienfinanzierung“ ein halber Dschungel steckt, wusste ich damals nicht. Heute, mit über 20 Jahren Erfahrung als Hausbesitzer, sehe ich das deutlich klarer. Und genau deshalb will ich heute mal einen ehrlichen Blick zurückwerfen – auf meine erste Finanzierung. Und dir sagen, was ich heute besser machen würde.
Der Zins war top – dachte ich zumindest
Damals hatte ich einen Zins von 4,25 %. Das war für die damalige Zeit gar nicht schlecht. Und ich war happy, dass ich überhaupt einen Kredit bekommen habe – ohne Eigenkapital, frisch verheiratet, mit eher dünnem Einkommen. Ich habe sofort unterschrieben, ohne groß zu vergleichen. Ich hatte ja einen Bankberater, der meinte, das sei ein gutes Angebot.
Heute würde ich das nicht mehr so machen. Ich würde mir mindestens drei Angebote einholen, einen unabhängigen Finanzierungsvermittler einbeziehen und auch mal Onlineportale durchstöbern. Man glaubt gar nicht, was für Unterschiede es da geben kann – beim Zinssatz, bei Sondertilgungen, bei der Flexibilität.
Sondertilgungen? Hatte ich nicht auf dem Schirm
Ein Punkt, der mir später wirklich auf die Füße gefallen ist, war das Thema Sondertilgung. Mein Vertrag sah keine kostenlosen Sondertilgungen vor – alles über die vereinbarte Tilgung hinaus hätte Gebühren gekostet. Und das, obwohl ich später finanziell besser dastand und gerne mal eine größere Summe auf den Kredit gehauen hätte.
Wenn du heute finanzierst: Achte darauf, dass du Sondertilgungen kostenlos machen kannst – möglichst jedes Jahr. Das spart dir auf lange Sicht tausende Euro an Zinsen. Ich habe das leider zu spät verstanden.
Tilgung zu niedrig – Laufzeit zu lang
Ich war froh, dass ich eine geringe monatliche Rate hatte. Ich dachte, so bleib ich flexibel. Aber was ich nicht bedacht hatte: Eine zu niedrige Tilgung verlängert die Laufzeit unnötig – und die Zinsen summieren sich über die Jahre.
Heute würde ich eine Anfangstilgung von mindestens 2–3 % wählen. Vielleicht sogar mehr, wenn’s das Budget hergibt. Denn je schneller man das Darlehen tilgt, desto früher ist man schuldenfrei – und desto weniger zahlt man insgesamt.
Beratung? Besser unabhängig
Mein damaliger Berater war freundlich. Aber er war eben auch Angestellter der Bank – und hatte Ziele. Heute weiß ich: Ein unabhängiger Finanzberater, der nicht an ein Institut gebunden ist, kann dir oft neutralere Angebote machen. Gerade, wenn du keine 08/15-Finanzierung willst, sondern etwas auf deine Lebenssituation zugeschnittenes.
Ich selbst habe mir beim zweiten Objekt einen unabhängigen Berater geholt – und das war eine ganz andere Nummer. Plötzlich ging’s nicht nur um „ob“ ich finanzieren kann, sondern „wie ich es am besten mache“. Und das war Gold wert.
Ich bereue den Hauskauf von damals nicht – kein bisschen. Aber die Finanzierung hätte ich besser planen können. Heute weiß ich, worauf ich achten muss. Und das gebe ich gerne weiter.
Wenn du vor deiner ersten Finanzierung stehst: Informier dich, hol dir Vergleichsangebote, denk langfristig – und trau dich, auch mal „Nein“ zu einem Angebot zu sagen, das sich nicht richtig anfühlt. Es geht um viel Geld, oft um Jahrzehnte deines Lebens. Da lohnt es sich, ein paar Wochen länger zu planen.