Der Schufa-Mythos: Wie ich meinen Score poliert habe (und warum eine falsche Anfrage euren Kredit killen kann)

17. Dezember 2025 | Immobilien-Ratgeber

Es gibt diesen einen Moment in der Vorbereitung auf den Hauskauf, da fühlt man sich wie vor dem Richter. Man hat alle Hosen runtergelassen: Gehaltszettel, Kontoauszüge, Steuerbescheide.
Und dann tippt der Bankberater etwas in seinen Computer, starrt kurz auf den Bildschirm und runzelt die Stirn.
Dein Herz rutscht in die Hose.
Stimmt was mit der Schufa nicht?

Die „Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung“ (kurz Schufa) ist für viele von uns eine Blackbox. Ein Mysterium. Wir wissen, dass sie Daten über uns sammelt, aber wir wissen nicht genau, wie sie daraus diesen ominösen Score berechnet, der darüber entscheidet, ob wir den Kredit für 1 % oder für 4 % (oder gar nicht) bekommen.
Ich habe mich damals, bevor ich auch nur eine Bank betreten habe, intensiv damit beschäftigt. Ich wollte nicht überrascht werden. Und ich habe gelernt: Man kann seinen Score tatsächlich beeinflussen. Man muss nur wissen, wie das System tickt.

Hier sind meine Erkenntnisse und „Hacks“, um bei der Schufa zu glänzen.


1. Was weiß die Schufa eigentlich über mich? (Mehr als du denkst!)

Zuerst mal: Die Schufa ist keine Behörde. Sie ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen. Ihr Geschäftsmodell ist es, Daten zu sammeln und Banken einzuschätzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Alex seinen Kredit zurückzahlt.

Gespeichert werden:

  • Girokonten
  • Kreditkarten
  • Laufende Kredite (Auto, Ratenkauf beim MediaMarkt)
  • Handyverträge
  • Bürgschaften
  • Und natürlich: Zahlungsausfälle (die „negativen Einträge“).

Was NICHT gespeichert wird (ein häufiger Irrtum!):

  • Euer Einkommen! (Die Schufa weiß nicht, ob ihr 1.000 oder 10.000 Euro verdient).
  • Euer Vermögen.
  • Euer Arbeitgeber.

Das heißt: Ihr könnt Millionär sein, aber wenn ihr eure Rechnungen immer zu spät zahlt, ist euer Score trotzdem mies.


2. Der Score: Die magische Prozentzahl

Es gibt den sogenannten Basisscore. Der geht von 0 bis 100 %.
Für eine Baufinanzierung solltet ihr idealerweise über 95 % liegen. Alles über 97 % ist top. Wenn ihr unter 90 % rutscht, wird es bei vielen Banken schon kritisch oder zumindest teurer (Risikoaufschlag!). Ich hatte damals einen Score von 98,2 %. Damit war ich „Very Welcome“ bei den Banken. Aber ich hatte auch vorher aufgeräumt. Dazu gleich mehr.

Wichtig zu wissen: Es gibt auch noch Branchenscores. Banken sehen einen anderen Wert als Mobilfunkanbieter. Aber der Basisscore ist ein guter Richtwert für euch selbst.


3. Der tödliche Fehler: „Kreditanfrage“ vs. „Konditionsanfrage“

Das hier ist der wichtigste Absatz in diesem ganzen Blogartikel. Wenn ihr nur eine Sache behaltet, dann bitte das:

Wenn ihr Angebote vergleicht (was ihr ja tun sollt!), dann rennt ihr vielleicht zu Bank A, Bank B und Bank C. Jede Bank fragt eure Schufa-Daten ab.
Wenn der Bankberater dabei das falsche Merkmal im System anklickt, nämlich „Anfrage Kredit“, dann wird das in der Schufa gespeichert. Sieht Bank B dann, dass Bank A schon angefragt hat, denkt der Algorithmus: „Oha, der Alex braucht dringend Geld und fragt überall rum. Vielleicht wurde er bei A schon abgelehnt? Das Risiko steigt.“Euer Score sinkt mit jeder Anfrage! Nach drei, vier Anfragen seid ihr verbrannt.

Die Lösung:
Achtet penibel darauf, dass der Berater das Merkmal „Anfrage Kondition“ (manchmal auch „Konditionsanfrage“) wählt.Das ist „Schufa-neutral“. Das bedeutet: Die Bank sieht eure Daten, aber es wird nicht in euren Score eingerechnet und andere Banken sehen diese Anfrage auch nicht (oder nur für kurze Zeit und ohne negative Wertung).

Bei seriösen Vermittlern wie Interhyp oder Dr. Klein passiert das automatisch richtig. Aber gerade bei kleinen Filialbanken habe ich es erlebt, dass der Azubi am Schalter das falsche Knöpfchen drückt. Fragt aktiv danach! „Machen Sie eine Konditionsanfrage, keine Kreditanfrage, richtig?“


4. Meine Aufräum-Aktion: So habe ich meinen Score gepimpt

Bevor ich die Finanzierung angegangen bin, habe ich eine kostenlose Datenkopie (nach Art. 15 DSGVO) bei der Schufa angefordert. Spart euch die 30 Euro für die bunte Auskunft, die „Datenkopie“ ist umsonst und steht alles drin. Dauert nur manchmal 1-2 Wochen per Post.

Als der Zettel kam, war ich überrascht. Da standen Sachen drauf, die ich längst vergessen hatte.

Das habe ich gelöscht („Karteileichen entfernen“):

  1. Das alte Girokonto: Ich hatte noch ein Konto bei einer Direktbank, das ich seit dem Studium nicht mehr genutzt habe. Es war leer, aber offen.
    • Warum ist das schlecht? Viele Girokonten signalisieren Instabilität oder die Möglichkeit, viele Dispos gleichzeitig zu nutzen. Ich habe es sofort gekündigt.
  2. Die ungenutzte Kreditkarte: Ich hatte so eine „Barclays“-Karte, die ich mal für einen Urlaub geholt hatte. Nie wieder benutzt.
    • Weg damit! Zu viele Kreditkartenrahmen drücken den Score, weil es „potenzielle Schulden“ sind.
  3. Veraltete Adressen: Da standen noch Adressen von vor 10 Jahren drin. Das kann (muss nicht, aber kann) zu Verwechslungen führen oder das „Geoscoring“ negativ beeinflussen. Ich habe das korrigieren lassen.

Erfahrung: Nach dem Aufräumen (Konto und Karte gekündigt) ist mein Score beim nächsten Quartals-Update tatsächlich leicht gestiegen. Es lohnt sich also!

Ein Wort zu Fehlern

Es passiert erschreckend oft, dass Kredite als „laufend“ drinstehen, die ihr längst abbezahlt habt. Prüft das! Ein abbezahlter Kredit ist eigentlich positiv (zeigt: „Er zahlt zurück“). Aber wenn er fälschlicherweise noch als offene Belastung drinsteht, schmälert er euer Budget in den Augen der neuen Bank. Wenn ihr einen Fehler findet: Sofort schriftlich bei der Schufa reklamieren. Die müssen das prüfen und ggf. löschen.


5. Was tun bei negativen Einträgen?

Jetzt mal Butter bei die Fische. Was, wenn ihr mal eine Handyrechnung verpennt habt und jetzt einen echten negativen Eintrag habt?

Ein „harter“ Negativ-Eintrag (z.B. Eidesstattliche Versicherung, Insolvenz) ist fast immer das Aus für eine normale Baufinanzierung. Da sind die Banken gnadenlos.

Aber bei kleineren Sachen („weiche“ Merkmale, erledigte Rückstände unter 2.000 Euro) gibt es manchmal Hoffnung.

Wenn die Forderung bezahlt ist („erledigt“), wird der Eintrag nach 3 Jahren gelöscht.

Manche Banken finanzieren trotzdem, verlangen aber Zinsaufschläge.

Hier hilft nur: Offenheit.

Sagt dem Vermittler SOFORT Bescheid. „Hör mal, da war was vor zwei Jahren.“

Ein guter Vermittler weiß, welche Bank („Spezialbanken“) da kulant ist. Wenn ihr es verschweigt und die Bank findet es raus (und sie findet es raus), ist das Vertrauensverhältnis zerstört.


Keine Panik, aber Kontrolle!

Die Schufa ist kein Monster, wenn man sie versteht. Sie ist einfach ein Algorithmus. Und Algorithmen kann man füttern.

Meine Checkliste für euch:

  1. 3-6 Monate VOR der geplanten Kreditanfrage: Kostenlose Selbstauskunft anfordern.
  2. Aufräumen: Alte Konten und Karten kündigen (Vorsicht: Nicht euer Hauptkonto kündigen, das lange besteht – lange Geschäftsbeziehungen sind gut!).
  3. Fehler korrigieren: Sofort melden.
  4. Im Gespräch: Immer auf „Konditionsanfrage“ bestehen.

Wenn ihr das beachtet, habt ihr diesen Teil der Prüfung schon bestanden.

Und glaubt mir, es ist ein geiles Gefühl, wenn der Bankberater sagt: „Wow, Herr Alex, Ihre Bonität ist ja exzellent.“ Da sitzt man gleich 5 cm größer auf dem Stuhl.